Nachlassverwaltung:
Filippo
Balatri
(1682-1756)
Die
Nachtigall des Zaren. Das Leben des Kastraten Filippo Balatri
Claassen
Verlag, 2001
Taschenbuchausgabe:
Edition Monacensia/Allitera 2010
(ab 2012 auch als ebook)
Bayerischer
Staatsförderungspreis für Literatur 2000
Das
Buch erzählt die abenteuerliche Lebensgeschichte des Sopranisten
Filippo Dionisio Balatri, der 1682
in Pisa geboren wurde und 1756 in Kloster Fürstenfeld bei München
starb. Es basiert zu hundert Prozent auf Balatris handschriftlichen
Memoiren, den Manuskripten "Vita e Viaggi" und "Frutti
del Mondo", die in den Staatsbibliotheken von Moskau bzw. München
aufbewahrt werden, sowie auf ergänzenden historischen Quellen (Akten,
Briefen, Theaterzetteln etc.). Es ist kein Roman, sondern eine Biographie;
sollte darin etwas "ausgedacht" sein, hat es sich Filippo
Balatri ausgedacht und nicht Christine Wunnicke.
Balatris Zitate in Prosa stammen aus "Vita e Viaggi", Zitate in Reimen aus "Frutti del Mondo", Übersetzungen aus dem Italienischen von der Autorin.
Textauszug 1: Einleitung/Balatris Memoiren
Textauszug 2: Balatri beim Khan der Kalmücken
Rezension
in der FAZ
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"Unter den Lehrfächern der Schule des Stefansordens zu Pisa, wo ich erzogen wurde, war die Musik mein größtes Talent und mein größter Ehrgeiz, sodass ich nach zwei Jahren alle Noten frei singen konnte. Und weil ich mich derartig in der Musik auszeichnete, ließ mich der Maestro an einem Weihnachtsabend eine Motette zur Orgel singen, und obschon ich dies alles nicht anders gelernt hatte als ein Papagei, der etwas nachplappert, sang ich die Motette doch mit einer solchen Anmut, dass man mich sehr lobte.
Es wurde befunden, dass meine Stimme von bestem Metall war, der Trillo natürlich und gut geschlagen, die Geläufigkeit in den Passagen hervorragend, und der allgemeine Geschmack im Singen von Natur aus vorhanden. Aufgrund dieser Beurteilung haben die Freunde meines Vaters und besonders der Herr Maestro dringend geraten: "Schneiden! Schneiden!" Und schließlich, nach all dem vielen "Schneiden! Schneiden!", befahl mein Vater das selbst. So wurde ich denn zum Wundarzt Accoramboni nach Lucca geschickt, und der behielt mich zwei Monate in seinem Haus, damit man mir dort ein bisschen der allerangenehmsten Unterhaltung angedeihen lassen konnte. Diese kleine Unterhaltung war von so liebreizender Art, dass man mir nun, statt der Doktorwürde (die ich ja irgendwann hätte erwerben können), den Titel ´Frigidus et Maleficatus´ verlieh, und zwar für den Rest meines Lebens. Und jenes süße Wort, das ich sonst eines Tages vielleicht hätte hören dürfen, würde ich nun sicher nie hören: 'Herr Papa' ..."
Filippo Balatri, Vita e Viaggi Bd. 1, München 1725-32
"... geschrieben auf den Wunsch eines Freundes
und nicht für andere Augen gedacht..."
Titelseite "Vita e Viaggi", 1725, Staatsbibliothek Moskau
(-> größere Abbildung)
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